Blitzlicht: Schweizermacher

UKS Redaktionsbeitrag 03/2025

Wir lernen von der Schweiz

Solide wirtschaften. Präzision und ein neutraler Marktplatz

In den 70ern war das mal ein lustiger Beitrag. Die Schweizermacher.  Wir lernten von einem Schweizer wie man Schweizer werden konnte. Heute zieht es so manchen Mittelständler ins neutrale Nachbarland. Hohe Berge. Dunkle Tannen. Klare Luft. Und gute Bedingungen für den Betrieb. Als die Schweiz neutral wurde, war sie umringt von rauflustigen Rüpelstaaten. So fein wie die Schweizer war keiner. Grobe Sprache. Kruder Eigennutz. Von Diplomatie keine Spur. Das war deshalb ein kluger Schachzug. Wir kennen es aus der Wirtshausschlägerei (es geht meist um Nichtigkeiten). Besser raushalten, sonst kriegt man halt was ab. Eine Wirtschaft ist ihrem Wesen nach ein Marktplatz.

Statt der Sorge um die Wirtschaftsbedingungen (Steuern, Abgaben, Bürokratie, hohe Beschaffungspreise für Energie, Rohstoffe und Belegschaften, Gängeleien usw.) wird über die nächste Rauferei spekuliert. Grobe Sprachmodelle über den Russen, den Ami oder persönlicher den Trump und den Putin und ja – die Welt wird kleiner -auch den Xi.

In der Tat wird die Welt kleiner und auch die Sicht darauf. Es wird über Strategien geredet ohne wirklich strategisch zu denken, denken zu können oder überhaupt strategisch zu sein. Von der Feinheit der Diplomatie, die auch die Feinheit im Denken voraussetzt und auch die Wahrnehmung schwacher Signale vermissen wir Mitttelständler bei den lautesten Akteuren und ihren Ansagern dieser Tage jede Spur.

Billiger Populismus ist jetzt bei den demokratischen Parteien angesagt. Ihre Frontfiguren hat aber im Volk keiner gewählt. Das besorgten interne Grabenkämpfe, Postengeschacher und Günstlingswirtschaft. Wie bei uns im Mittelstand ist auch dort an gute Fachkräfte kaum zu kommen. Die Schweizer seinerzeit wussten die Gefahren der katholischen Liga und der protestantischen Gegenbewegung klug einzuschätzen. Hierzulande gelingt das kaum einem. Selbst Kollegen im Mitttelstand sind jetzt Geostrategen. Dass sie im anhaltenden und blutigen Konflikt daneben lagen, ficht sie nicht an. In den überwundenen Großwetterlagen des kalten Krieges lagen wir alle falsch. Das kommt davon, wenn man brav und gläubig andere denken und machen lässt. Als brave NATO-Mitglieder (ein Club hat Mitglieder?) glaubten wir, es gäbe ein Chance mit der Defensivlinie gegen den Warschauer Pakt. Heute weiß jeder, dass an den Einfallstoren in das Bundesgebiet (Fuldagap usw.)  kein nenenswerter Halt  gelungen wäre. Die Doktrin des Warschauer Paktes war dem „Erfolgsrezept“ von Dschinghis Khan und seinem Strategen Subotai entnommen und die Europäer jener Zeit waren zu des Khans Zeiten genau so aufgestellt wie sie es seit den 50ern als Natomitglieder  waren. Der einzige Unterschied lag wohl ab den 1940ern  darin, dass sich die beiden Blöcke mit Atomkraft von der großen Rauferei abhielten.

Wir Mittelständler haben schon von unseren Vorgängern gelernt, dass man in Politik und religiösen Fragen Zurückhaltung übt und sich neutral verhält. Mittelstand war insoweit mal Diplomatie. Ja eigentlich ein Schweizer Modell. Man sprach über Wirtschaft aber nicht über Gott und den Göttern nahe Präsidenten. Leider kamen viele von uns davon weg und eröffnen dieser Tage eine harmlose Plauderei mit ihrer Auffassung von Militärischer Brillianz in der Ostukraine. Das geht leider genauso schief wie bei den Talkschaugästen der Politik und Presse.

Warum aber fordern wir nicht ein, uns aus den Raufereien herauszuhalten? Neutralität ist ein Produkt der Selbstwahrnehmung. Die Schweiz war klein. Sie hatten einmal weltbekannte Söldner. Aber berühmt wurden sie mit Uhrmachern und Bankern. Unsere Selbstwahrnehmung sagt uns:

  • wir haben keine Streikräfte im Großen Ganzen und schon gar nicht in unseren Belegschaften
  • wir haben keine Waffen und Systeme, wir haben Drehbänke, Labore und Entwicklungsstuben
  • wir haben praktischen Verstand und wirtschaftliche Vernunft

Unsere mittelständischen Standorte in Schwaben, Bayern, Deutschland und Europa haben keine Söldner, sondern immer noch (noch wie lang?) hervorragende Denker und Macher. Wie die Schweizer haben wir erkannt, dass die weltbestimmenden Blöcke schon flächenmäßig unsere Standorte verzwergen – netter gesagt  „verschweizern“. Uns in die Blöckeraufereien als New Kid on the Block Europa einzubringen, ist weder von den Blöcken gewünscht (die NATO ist erklärtermaßen – seitens des Hauptsponsors – ein Auslaufmodell) noch von den Kräften her ein realistisches also realpolitisches Ding. Blöcke binden, Konflikte noch mehr.

Die populistisch heraufbeschworene Kriegstüchtigkeit ist eine Illusion von schwarzmalenden Gernegroßen, deren strategische Fähigkeiten sich auf den partei- oder redaktionsinternen Grabenkampf beschränken.  Eine echte Rauferei allein würden sie mit ihrer körperlichen Ausstattung (m/w/d) nicht gut überstehen. Schon gar nicht einen Krieg (ja, auch wenn sie nicht hingehen (müssen)).

Wir brauchen für unsere Betriebe und Belegschaften endlich wieder Freiheit, bergklare Luft und anhaltenden Frieden. Die Populisten, Hetzer und Kriegstreiber mögen sich zurückziehen.

„Sie haben keinen Mittelstand!

Der Mittelstand braucht Freiheit.“


UKS – Unternehmerkreis Schwaben
unternehmerkreis.org

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