Ist Deutschland am Arsch? – Die Frösche im heißen Topf

Redaktionsbeitrag in „Wirtschaftsmotor“, Ausgabe 4/2022

Text und Interview vom Südamerika Korrespondenten des Unternehmerkreises. Alle Namen der Teilnehmer sind der Redaktion bekannt.

Die meisten meiner Bekannten hier in der neuen Umgebung sind seit etwa zwei Jahren oder etwas länger in Südamerika. Alle waren in Deutschland selbständig und sind es nun wieder. Aufgrund des zuweilen sehr niedrigen Lohnniveaus kann man seine Familie eigentlich nur durch Selbständigkeit oder Online-Europa-Jobs ernähren. Alle gemeinsam sehen wir zu, wie es sich in der alten Heimat entwickelt. Mit Verwunderung, Erstaunen, Fassungslosigkeit und teilweise auch etwas trauernd.

So war ich kürzlich unterwegs und habe für Euch mal fünf Kurzbeiträge von Unternehmern eingefangen:

F.S.,  42 Jahre, Bäckermeister, er leiht sich meinen Kärcher aus und ich fall mit der Tür ins Haus:

Einschätzung zur Lage in Deutschland?

„In Deutschland wird der Mittelstand sukzessive vorrangig kaputt gemacht wird. Meiner Meinung nach tatsächlich absichtlich. Die Ein- und Beschränkungen und diese Energie-Geschichte trifft vorrangig den Mittelstand. Ich persönlich würde in Deutschland keine Unternehmen weiterführen wollen und schon gar nicht eröffnen. Für mich ist das keine Perspektive.  Wenn die Politik so weiter macht wie sie gerade fährt, Millionen wenn nicht sogar Milliarden in die Ukraine schafft und sogar in Krieg investiert, anstatt in die eigene Wirtschaft, das kann nichts werden.“

Ja ganz ehrlich, da kann ich nur zustimmen. Vor allem dann, wenn ich erleben darf, wie einfach Unternehmer sein kann und dass es praktisch gar keine Beschränkungen gibt. Mein zweiter Gesprächspartner ist Elektriker. Zitat „Ja ich kann Dir den Generator schon anschließen, aber eigentlich, hab ich ja gar keine Zeit. Was? Erst nächstes Jahr? Ja dann kein Problem.“ – Eigentlich alles so wie früher in Deutschland. So hab ich mich gleich für den ersten Termin nach den Ferien eintragen lassen. Das wird so etwa Ende Februar sein.

Ich fahr abends auf ein Bierchen bei meinem Bekannten und Freund M.B., Elektriker, 47 Jahre vorbei und frag ihn grad raus, was er zur Situation in Deutschland zu sagen hat.

„Keine Perspektive. Nicht das Gefühl, man könnte sich etwas aufbauen. Nur das erhalten, was man hat. Das ist eben hier schon anders – wir bauen auf und sind Teil des Aufbaus eines Landes. In Deutschland wird abgebaut. Da schau ich nur kopfschüttelnd zu.
Ich glaube nicht, dass die Situation, die sich in Deutschland ja seit 2009 mit der Wirtschaftskrise, 2014 mit der Migrationskrise, 2020 mit der sogenannten Pandemie, entwickelt hat,  etc., dass dies alles ein temporäres Problem ist. Von wegen es käme vielleicht eine neue Regierung mit evtl. vernünftigen Leuten. Klar könnte man das ein oder andere wieder geradebiegen. Schlussendlich wird sich aber kaum was ändern. Der größte Teil der Bevölkerung wird es einfach akzeptieren.“

Einem Bekannten spreche ich eine Nachricht auf den Messenger. Er, J.P., Rechtsanwalt, 62 Jahre ruft mich am nächsten Tag an, ich hoffe wir wurden nicht abgehört.
Den Text kann ich leider so nicht veröffentlichen, nicht in gekürzter oder entschärfter Form. Er könnte verstörend auf den ein oder anderen Leser wirken. Nur so weit, dieser Mann hat absolut fertig mit Deutschland und seiner unfassbaren Regierung. Er sieht mit dem aktuellen politischen System auch keine Zukunft, in keinerlei personeller Besetzung.

Bei mir gegenüber wohnt noch W.S., 47 Jahre, Bauträger. Wir treffen uns kurz auf der Straße, er teilt mir gerne seine Einschätzung mit:
„Wenn ich so nach Deutschland sehe, dann fehlen mir einfach die Worte. Ich kann nicht verstehen, warum sich die Leute dem allen freiwillig so aussetzen. Anscheinend merkt man, wenn man mittendrin ist, die Temperatur im Topf wirklich nicht. So wie wir alle hier, wenn wir mal kurz den Finger reinhalten, da verbrüht man sich schnell. Schwierig vorzustellen, wie die anderen Frösche da drin sitzen können in Deutschland und überlegen, ob es morgen noch heißer wird. Ich sage es wird täglich heißer, nur merkt es kaum einer. Wenn man sich in einer gewissen Normalität (in Südamerika) befindet und dann diese absurden Meldungen aus Deutschland querliest, dann ist nicht ganz klar, ob man einer Dauer-Satire-Sendung oder DDR Staatsfernsehen beiwohnt. Nur die Frisuren und Klamotten sind etwas moderner.“

Bei uns im Viertel gibt es ein hervorragendes Restaurant. Viele Stammgäste, viel deutsche Familien. Geführt wird es von Einheimischen. Einer der Stammgäste ist B.E., 44 Jahre, Bauunternehmer, er fragt mich gleich, was er für mich tun könne. Ja kann er:

„Ich schau zu beim programmierten Untergang, Chaos, gewollter Zerstörung der Wirtschaft. Das ist unfassbar. In Deutschland regieren (schon länger, aber jetzt tritt es besonders krass zu Tage) Regierungen, die ihr eigenes Land bewusst, entgegen den Interessen der Bevölkerung, zerstören. Diejenigen, die dort sind, die können das nicht sehen, was passiert. Weil sie mitlaufen müssen. Alle sind so beschäftigt, alles zu bezahlen. Da bleibt gar keine Zeit sich z.B. über die aktuellen „bildungsfernen“ Teilnehmer der Regierung Gedanken zu machen.“  Die befinden sich im Hamsterrad. Das sieht von innen so aus wie eine Karriereleiter. Da hat keiner Zeit zum Nachdenken“

Ja komisch – klingt alles irgendwie ähnlich. Sind aber alle auch irgendwie ähnlich, alle haben Familie, fast alle sind ähnlich alt, alle sind selbständig, alle sind viel an der frischen Luft, niemand besitzt einen Fernseher. Alle haben Ihr Leben in die Hand genommen.