Gesellenfreisprechung im Handwerk – kein Ort zum rhetorischen Hammer schwingen.
UKS Redaktionsbeitrag 05/2024
Die Gesellenfreisprechungsfeier der Innung Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Augsburg – Schwaben, ein Ereignis, das so bunt war wie die Anschluss Verdrahtung einer Heizungssteuerung und so voller warmer Luft wie der von Wärmepumpen, fand am 19.04.2024 in Augsburg für die Zunft der SHK-Anlagenmechaniker und Klempner statt.
In der Welt des Handwerks, wo eigentlich kein Platz für Luftschlösser ist, scheint es, als ob die Gesellenfreisprechungsfeier in Augsburg-Schwaben aber ein wahres Fest der Rhetorik war. Mit einer Prise Ironie könnte man sagen, dass die Reden dort so aufgeblasen waren, dass man meinen konnte, die Lüftungsanlage im Saal war zu hoch gedreht!
In den angemieteten Hallen der SHK-Innung Augsburg, wo Traditionen so fest verankert sind wie die Rohre in den Wänden, sprach Obermeister Ferdinand Mayer mit der Gelassenheit eines Zen-Meisters. Und wenn er spricht, hängen alle an seinen Lippen, als würde er die Geheimnisse des ewigen Kesselsteins enthüllen. Doch in Wahrheit teilte er nur mit, wer als nächstes das Wort ergreifen darf.
Da war unser HWK Präsident, Hans-Peter Rauch, welcher mit solcher Inbrunst für das Handwerk gesprochen hat, dass man fast erwartet hätte, er zückt gleich Hammer und Meißel um direkt auf der Bühne eine Anti-Bürokratie-Statue zu meißeln. Der Berufschulleiter OStD Robert Karlinger von der Städtischen Berufsschule 1 hat es wenigstens geschafft, die katastrophalen Auswirkungen vergangener Corona-Maßnahmen zu streifen, aber nur so kurz, dass man sich fragt, ob es sich nur um den Hauch einer verblassten Erinnerung handelte. Aber der Höhepunkt war wohl der CSU Landtagsabgeordnete Peter Tomaschko, dessen Verwunderung über Berechnungen des ifo-Institutes über die verehrenden Einkommensverhältnisse zum Ottonormalverdiener so groß war, dass man meinen könnte, er hätte gerade entdeckt, dass Wasser nass ist.
Es ist eine (Handwerks)-Kunst für sich, durch die Nebelschwaden der Rednerworte den Kern der Botschaft zu finden – fast so, als würde man versuchen, einen Nagel mit einem Schwamm einzuschlagen. Was aber auch nicht fehlen durfte, war der fast religiös klingende Aufruf an alle jungen SHK-Handwerker, sich als Klimaretter beflissen zu fühlen. Etwas ermüdend, ständig an diese frostige Angelegenheit erinnert zu werden, wenn man bedenkt, dass viele Wärmepumpen eher für eine schmale Geldbörse als für eine warme Stube sorgen. Aber nicht zu viel harte Fakten an dieser Stelle, es geht ja schließlich um das Redeereignis zur Freisprechung.
Obermeister, Berufschulleiter, HWK-Präsident konnten somit alle ihre rhetorischen Hämmer schwingen, während der eingeladene CSU-Politiker darüber hinaus versuchte mit seinem Parteifähnchen, die nächste Handwerks-Revolution auf Landtagsebene herbeizuwinken. Ja, es war ein Abend, an dem die warme Luft und die Worthülsen im Saal tanzten, während die echten Handwerker wahrscheinlich sich fragten, wann endlich das reichhaltige Buffet eröffnet wird.
So dann alle Verbal-Munition verschossen war, bleibt die Hoffnung, dass die jungen Gesellen mehr als nur heiße Luft mit in ihre Zukunft nehmen. Denn wenn die Bürokratie abgebaut ist und die Leistung sich wieder lohnt in diesem Land, dann, ja dann, könnte es sein, dass Handwerksunternehmen nicht nur überleben, sondern auch eine Zukunft haben – frei von den Fesseln der leeren politischen Versprechungen und mit einem festen Halt in der Realität.
Gott schütze das ehrwürdige Handwerk.
Unternehmerkreis Schwaben
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unternehmerkreis.org
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