AGENDA-ZI aktuell – Gastbeitrag: CO2-Ablasshandel.
UKS Gastbeitrag 12/2023
CO2-Ablasshandel.
Umverteilung und Ressourcen-Verschwendung im Namen eines neuen Glaubens
Das Wort „Ablasshandel“ ist im Zusammenhang mit den sogenannten CO2- Emissionsberechtigungen (CO2-Zertifikate) in kritischen Kreisen sehr oft gefallen. Es drängt sich also der Vergleich mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche auf. Gehen wir den Dingen auf den Grund:
Der Historiker Dr. Georg Habenicht hat durch seine Nördlinger Quellenfunde unser Wissen zum spätmittelalterlichen Ablass erheblich erweitert. Bemerkenswert für unseren Zusammenhang ist allerdings Habenichts monetäre Sichtweise auf die Dinge. Denn laut Habenicht funktionierte das päpstliche Ablasssystem wie ein Kreditinstitut: Als fiktiver „Deckungsstock“ diente der sogenannte „Gnadenschatz“ der Kirche, den der Papst dank seiner Schlüsselgewalt jederzeit aufschließen konnte, um die katholische Christenheit freigebig mit Gnade zu bedenken. Gnade war für den römisch-katholischen Christgläubigen deshalb existentiell, weil durch sie die Leidensfrist im Fegefeuer verkürzt werden konnte. Erst wenn die Schuld dort abgebüßt war, konnte der Gläubige in den Himmel gelangen.
Das Fegefeuer war zwar nicht die Hölle, aber ebenfalls ein Ort, der nach Pech und Schwefel roch“, so Habenicht.
Je mehr Gnade der Gläubige vom Papst zugesprochen bekam, desto mehr Schuld wurde ihm erlassen. Diesen Nachlass an Leidenszeit im Fegefeuer nannten die Menschen Ablass.
In der Frühzeit, als das „Fiat-Gnadensystem“ („Es werde Gnade!) noch in den Kinderschuhen steckte, agierte Rom nach Art einer standortgebundenen Zentralbank. Wer Gnade aus dem Gnadenschatz der Kirche erhalten wollte, musste dazu in die Ewige Stadt kommen. Nach und nach ging die Kurie allerdings dazu über, das Recht, Gnade von leichter Hand zu schöpfen, Institutionen auch außerhalb Roms zu übertragen. Europaweit erhielten einzelne Städte, hohe Repräsentanten und Konvente die Lizenz, „Fiat-Gnade“ unters Volk zu bringen. Sie wurden in diesem Sinne sozusagen zu den „Geschäftsbanken“ des Vatikans, Gnadenemittent letzter Instanz blieb die Zentrale in Rom.
Als folgenschwer erwies sich die Praxis, flüchtige Papstgnade in Gestalt von Beicht- oder Ablassderivaten zu verbriefen, sogenannten Beicht- beziehungsweise Ablassbriefen. Denn ein solcher Ablassbrief konnte nun erstmals – und zwar auf unbegrenzte Zeitdauer – flüchtige, verbal zugesprochene Gnade speichern. Mit dem verbrieften Ablass erwarb sein Besitzer gewissermaßen „Buchgnade“, die er – wann immer er wollte – in Realgnade einlösen konnte. Der Eintauschvorgang ist, rein abstrakt betrachtet, dem Einlösen einer Staatsanleihe in Geld vergleichbar. Wenn man so will, brachte die Papstkirche „Gnadenschatzanleihen“ im großen Stil in Umlauf. Seit Erfindung des Papiers und vor allem des Buchdrucks ging das quasi problemlos vonstatten. Die ersten Massenauflagen betreffen Ablässe!
Dynamisiert durch den Buchdruck strömte am Vorabend der Reformation Gnade in Form von Gnadenschatzanleihen unkontrolliert und massenhaft in das System. Als Folge der ungeheuren Ausweitung der Gnadenmenge bildete sich eine Blase, die Luther mit seinen Thesen schließlich zum Platzen brachte. Der Kollaps der Papstkirche erfolgte daraufhin unvermittelt und mit ungeheurer Wucht. Habenicht schreibt:
Ganz so wie Johann Wolfgang Goethe in der berühmten Papiergeldszene in Faust II die Assignaten als Papiergespenst der Gulden entzauberte, entlarvte Martin Luther den Ablass als Papiergespenst der Gnade. Am Ende war alles nur ein Spuk! Der Schein (= Ablasszettel) erwies sich am Ende als Schein (= Illusion, Täuschung), diagnostizierte Ulrich von Hutten ebenso scharfzüngig wie genialisch.
Dieser Gastbeitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung des Autors,
Benjamin Mudlack, ist gelernter Bankkaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er ist Vorstandsmitglied der von Markus Krall gegründeten Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte, wie zum Beispiel das Free Economic Forum. Zudem betreibt Benjamin Mudlack, mit der Zielsetzung, möglichst vielen Menschen die österreichische Schule der Nationalökonomie anhand von tagesaktuellen Themen zugänglich zu machen, den Youtube-Kanal „Der ökonomische IQ“. Benjamin Mudlack ist zudem Autor des im Lichtschlag Verlag erschienen Buches „Geld-Zeitenwende: Vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“. Neben einigen Interviews sind zahlreiche Artikel zu den Themen Geld, Geldsystem und Mittelstand in einigen Medien wie etwa im „Smart Investor“, bei „Tichys Einblick“ oder im „Sachwert Magazin“ erschienen. Seine wöchentliche Kolumne erscheint bei Freiheitsfunken freitags um 22 Uhr.
Agenda ZI Kathegorie: Ziel 7
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