Zur Ausbildungslage am Standort

UKS Redaktionsbeitrag 02/2023

Schon des Öfteren berichteten wir über die unbefriedigende Ausbildungslage am Standort. In unserer Umfrage des Unternehmerkreises im Spätsommer 2022 schlugen nahezu alle Teilnehmer Alarm, dass die Qualität der jungen Auszubildenden stark nachgelassen hat. Es wurde beklagt, dass “die Besten nach der Ausbildung gar nicht in den Betrieben und im Lehrberuf bleiben wollen, weil sie danach studieren gehen und letztlich nicht dem Mittelstand erhalten bleiben, sondern in Großbetrieben eine Karriere (ver)suchen.”

In ihrer jüngsten Umfrage der IHK Schwaben, veröffentlicht dieser Tage, haben die Teilnehmer die duale Ausbildung und ihren hohen Stellenwert priorisiert und hervorgehoben. Nun ist aber nach der „Pandemie“ die über Jahre eingerissene desolate Lage noch alarmierender geworden. Grundfertigkeiten, wie Lesen und Rechnen, und Schlüsselqualifikationen, wie sozialer Umgang, Kommunikation und Lust auf Leistung, sind massiv beeinträchtigt worden.

Die Reaktion der Bayrischen Landespolitiker ist der Ruf nach noch mehr Lehrkräften, noch mehr Landesmitteln zur Bezahlung und noch mehr Planstellen für Psychologen. Die Infrastrukturen an den Schulen sind marode. Verschüchterte, lese- lern- und rechenschwache Schüler werden keine Chance auf einen soliden Berufsstart mit einer Ausbildung in schwäbischen Betrieben haben. Landes- wie Bundespolitik verstärken also den Aufruf in fernen Landen nach noch mehr Zuwanderung. Es kann schon gefragt werden, ob die eigene Jugend an unseren Standorten nun abgeschrieben ist! – Auch die Kommunalpolitik stimmt nämlich willfährig ein. Ernsthaft wird dabei keiner das Niveau erwarten, dass einmal die Duale Ausbildung in ihren hervorragenden internationalen Ruf brachte. Made in Germany wurde als Qualitätsmerkmal durch hervorragende Leistungen des Mittelstands geschaffen. Dazu rechneten auch die Ausbildungsleistungen der Ausbilder und der Lehrlinge. Jahrhundertealte Berufs- und Lehrtraditionen wurden über den Haufen geworfen und der Rest mit Vorschriften und Ballast entwertet, der es Betrieben immer unattraktiver macht, junge Menschen an die Hand zu nehmen, wenn sie in ein erfülltes Berufsleben starten sollen. Es kann schließlich gefragt werden, ob der Mittelstand an unseren Standorten endgültig abgeschrieben ist! 

Politik und Verwaltung jedenfalls sind, auch auf kommunaler Ebene, so entfernt von der mittelständischen Wirtschaft wie nie zuvor. Die Meisterschaft all derer, die sich in verantwortliche Positionen haben heben lassen, ist rundweg nicht vorhanden. Es wird am offenen Herzen der deutschen, bayrischen und schwäbischen Wirtschaft experimentiert – von Leuten, die nie im Mittelstand arbeiteten und nicht selten gar keine (für ihr zeitweises Amt) qualifizierenden Abschlüsse und soliden Berufserfahrungen vorweisen können.

Dieses Jahr ist Wahlkampf in Bayern. Es ist also die Gelegenheit, die Zauberlehrlinge in den Polit- und Verwaltungsetagen zu den Besen zu stellen. Ihre Sprüche verfangen eben nicht! Denn die letzten Jahre haben besonders deutlich bewiesen, dass sie die Meisterschaft nicht gewonnen haben. Wer sich im Amt als erstes mal ein Bad einlassen will (Ämterwürden und Privilegien, Maßlosigkeit), der wird in diesem Wahljahr sehen, dass ihm alle Gefäße überlaufen und er der Wellen von Problemen nicht Herr geworden ist. Der schwäbische Mittelstand erinnert an das hierzulande prominenteste Gedicht zur Ausbildungslage und  ruft zur Wahl entschieden: „In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen.

„Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben. Seine Wort´ und Werke merkt ich und den Brauch, und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch.

Walle! walle manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen; Bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, oben sei ein Kopf, eile nun und gehe mit dem Wassertopf!

Walle! walle manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder, wahrlich! ist schon an dem Flusse, und mit Blitzesschnelle wieder ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe! Denn wir haben Deiner Gaben vollgemessen! – Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende er das wird, was er gewesen. Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse bringt er schnell herein, ach! und hundert Flüsse stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger kann ichs lassen; Will ihn fassen. Das ist Tücke! Ach! nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, der nicht hören will! Stock, der du gewesen, steh doch wieder still! Willst am Ende gar nicht lassen? Will dich fassen, will dich halten und das alte Holz behende mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, und ich atme frei!

Wehe! wehe! Beide Teile stehn in Eile schon als Knechte völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer. Wirds im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör mich rufen! –

Ach, da kommt der Meister!

Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.
„In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen. Denn als Geister ruft euch nur, zu seinem Zwecke, erst hervor der alte Meister.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

UKS, Unternehmerkreis Schwaben
unternehmerkreis.org

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